A- und B-Klarinetten

Die "normale" Klarinette - Sopran

Die B-Klarinette und die A-Klarinette sind die "normalen" Klarinetten, an sie denkt man, wenn man von "der" Klarinette spricht. Auf Englisch heißen die Instrumente B-flat-clarinet und A clarinet, Französisch und italienisch spricht man von Sib- und La-clarinet. Beide Instrumente werden im Englischen auch - eigentlich konsequent - "soprano clarinet" genannt.

Die B-Klarinette ist bei weitem häufiger

Es gibt es weit mehr B- als A-Klarinetten. Im Blasorchester, in den Musikschulen und im Jazz findet man praktisch nur noch B-Klarinetten. Die A-Klarinette wird vor allem in der klassischen Musik benötigt - viele Kompositionen verlangen in einem Teil das B-Instrument und im anderen Teil ein Instrument in A. Klassische Klarinettisten laufen deshalb mit einem "Satzkoffer" herum, in dem sie sowohl A- als auch B-Klarinette transportieren.

Warum gibt es überhaupt noch A-Klarinetten?

Die A-Klarinette klingt einen Halbton tiefer als die B-Klarinette. Praktisch bedeutet das: In den Noten steht ein C, man greift ein C, bläst und es erklingt ein "A". Bei der B-Klarinette würde ein "B" zu hören sein. Die Noten für die Klarinettisten sind bereits für das richtige Instrument transponiert. Bei Stücken mit vielen B-Vorzeichen hat man mit der B-Klarinette zwei Bs weniger als eine Flöte, bei Stücken mit vielen Kreuzen beim Einsatz der A-Klarinette drei Kreuze weniger. Das bedeutet, dass in Stücken mit B-Tonarten die B-Klarinette, bei Stücken mit #-Tonarten die A-Klarinette die bessere Wahl ist. Theoretisch könnte man natürlich mit der B-Klarinette auskommen und alle Stücke, die für A geschrieben sind, transponieren oder transponieren lassen. Am einfachsten - und billigsten für die Spieler - wäre es, einfach in allen Stücken, die Klarinettenstimmen für A-Klarinetten haben, diese einen halben Ton tiefer zu schreiben (natürlich auch die Tonarten und Vorzeichen anzupassen). In der Praxis ist es dann aber oft sehr schwierig zu spielen: Beispielsweise Mozarts berühmtes "Klarinettenkonzert in A" auf der B-Klarinette zu spielen ergibt dann H-Dur (5 Kreuze). Während der A-Klarinettist also kein einziges Vorzeichen hat (für A-Klarinettisten greift sich A als C-Dur) muss der B-Klarinettist mit diesen fünf Kreuzen und unglücklichen Griffen klarkommen. Und trotz vielen Übens: das Stück ist ohnehin schwierig genug, und mit erhöhter Schwierigkeit klingt das eben nicht mehr so gut.

Klassische Stücke haben in verschiedenen Sätzen eines Werks oft verschiedene Tonarten. Da können die klassischen Klarinettisten beide Instrumente einsetzen, je nach Tonart des Abschnittes, der gerade gespielt werden muss. Der klassische Setzer hat das bereits vorgesehen, und in den Noten steht "clar in A" oder "clar in B" oder nur "in A", manchmal auch nur von Hand. Wer als Klarinettist zum ersten Mal in einem anderen Orchester mitspielt - zum Beispiel als Aushilfe - fragt besser vorher nach und sieht sich die Noten auch genau an. Am besten auch in die Partitur sehen, ob man nicht besser beide Instrumente mitbringt und schon mal zusammenbaut und einspielt. Ohne jeden Hinweis erkennt man die Tonarten am schnellsten mit einem Vorzeichenvergleich - wenn man mit einem B-Instrument spielen kann, müssen die Trompeten (auch B-Instrumente) die gleichen Vorzeichen haben.

Bei Blasorchestern, Pop und Jazz ist - wie gesagt - die Sopranklarinette ohnehin so gut wie immer eine B-Klarinette.

Praktisch: Eine Bohrung - ein Mundstück

Die A- und B-Klarinette sind sich in der Größe so ähnlich (nur einen Halbton auseinander) dass man sie mit genau gleichem Bohrungsdurchmesser baut. Dadurch kommt man mit einem Mundstück für beide Instrumente aus. Beim Wechseln ist es dann schon warm und das Blatt eingespielt, wodurch sich das Risiko von Quietschern deutlich reduziert. Natürlich muss man so auch keine unterschiedlichen Blätter kaufen.

Die moderne Bassettklarinette in A

Die moderne Bassettklarinette ist - trotz des Namens und der historischen Vorbilder - weniger ein Bassetthorn als vielmehr eine um 18 cm und vier Klappen erweiterte A-Klarinette (selten auch B). Man kommt damit hinunter bis zum notierten C. Dadurch kann man auch Mozarts Klarinetten­konzert KV 622 in der Originalform spielen, ohne die umgeschriebenen Stellen (die ganz tiefen Töne wurden nachträglich eine Oktave hochgesetzt, damit man diese Stellen auch mit einer modernen A-Klarinette spielen kann). Die meisten neueren Aufnahmen (z.B. diese mit Sharon Kam bei YouTube  oder die aktuellen Aufnahmen mit Sabine Meyer) werden heute mit einer modernen Bassett­klarinette gemacht. Trotz des erweiterten Tonumfangs (vier weitere Klappen) bleibt das Instrument eben eine A-Klarinette mit allen Vorteilen: Der normalen Bohrung, dem normalen Mundstück und dem "günstigen" Preis (es gibt für hochwertige Instrumente Erweiterungs-Unterstücke).