Eine Altklarinette klingt eine halbe Oktave tiefer als die B-Klarinetten. Sie hat bereits eine gebogene Birne aus Metall (allerdings nicht in S-Form wie bei Bass und Kontrabassklarinetten, und einen nach vorne und oben gebogenen Trichter).

Altklarinette / Bassetthorn

Die mittlere Lage

Die Alt-Klarinette und die moderne Form des Bassetthorns sehen sich sehr ähnlich, es handelt sich um tiefe Klarinetten (in Es bzw. in F). Heute haben sie den charakteristischen Knick in der Birne, die meist aus Metall ist, und einen Metall-Trichter wie eine Bassklarinette. Dadurch sind sie nicht viel länger als eine B-Klarinette, auch nicht viel schwerer und werden meistens auch wie eine B-Klarinette frei gehalten.

Mit dem gepolsterten Halsband wird der rechte Daumen, der das Instrument sonst halten müsste, entlastet. Dafür ist aber die Position, mit der man das Instrument im Mund hält, ziemlich fest vorgegeben. Viele Altklarinetten haben auch noch eine Vorrichtung für einen Dorn am Trichter, so ähnlich wie Bassklarinetten: Das ist eine Metallstange mit Gummi-Stopfen am Ende, mit dem man das Instrument auf den Boden stellen kann. So etwas wird bei der Altklarinette aber nur sehr selten wirklich genutzt. Bei der Bassklarinette geht es wegen des Gewichts einfach nicht anders. Nachteil der fixierten Position ist eine fixierte Körperhaltung, und der Bedarf nach einem Stuhl in optimaler Höhe. Ist der nämlich nicht vorhanden, besteht die Gefahr von Rückenschmerzen.

Altklarinetten in Es

Die Altklarinette ist in Es notiert. In der symphonischen Blasmusik und in gut besetzten Klarinetten­chören sind sie selbstverständlich, aber im klassischen Symphonieorchester kommen sie nur sehr selten vor. Der schöne, sonore Klang bei immer noch praktischer Größe und interes­santem Aussehen macht sie eigentlich zu einem attraktiven Instrument. Da sie aber nur in kleinen Stückzahlen hergestellt werden, sind hochwertige Instrumente vergleichs­weise teuer. In letzter Zeit tauchen immer mehr günstige Kunststoff-Instrumente aus asiatischer Produktion im Internetversand auf - in der Regel sind das dann Boehm-Systeme.

Im großen Blasorchester ist die Altklarinette eigentlich immer besetzt, und die etwas anspruchs­volleren Werke haben praktisch alle eine Stimme für dieses Instrument. Trotzdem wird ein Altklarinettist immer auch eine B-Klarinette dabeihaben, um sich in Stücken, in denen es keine Altklarinetten-Stimme gibt, nicht zu langweilen. Es gibt ausserhalb der symphonischen Blasmusik aber nur wenig attraktive Literatur für dieses Instrument. Der pfiffige Altklarinettist weiß sich da aber zu helfen: Das Instrument ist in Es notiert, und damit kann man alles spielen, was ein Altsaxophon auch kann. Der Tonumfang von Klarinetten ist ja generell größer als der von Saxophonen, und technisch ist eine Altklarinette mindestens so beweglich wie ein Altsax. Die Altklarinette klingt neutral genug, dass man Altsax-Stimmen mitspielen kann, ohne unangenehm aufzufallen. Und Arrangements für und mit Altsax gibt es wie Sand am Meer, zum Teil auch sehr gute.

Bassetthorn in F - Mozarts Lieblingsinstrument

Das moderne Bassetthorn - eine tiefe Klarinette in F - sieht praktisch genauso aus wie die Altklarinette in Es (mal gerade einen Ton höher, also ein bisschen kleiner). Aber das Bassetthorn findet praktisch ausschließlich in der klassischen Musik statt. Bekannte Stücke gibt es vor allem von einem Komponisten, aber das war Wolfgang Amadeus Mozart. Es war eines seiner Lieblingsinstrumente. Allein schon deshalb wird das Bassetthorn nie ganz aussterben, obwohl es von Technik und Lage heute mit der viel verbreiteteren Altklarinette fast identisch ist. Es ist sozusagen die Altklarinette in F, oder - historisch korrekter - die Altklarinette ist ein Bassetthorn in Es. Man könnte das Bassetthorn heute durch Transponieren ersetzen - die Stimmen wäre eben einen Ton höher notiert. Aber das wäre - wie bei B- und A-Klarinette - umständlich zu spielen, wegen der vielen Vorzeichen, die man bekommen würde.

Zum Bassetthorn schreibt unser Leser Othmar Kruse, Bassetthornist aus Hamburg:

"Ohne Bassetthorn keine Zauberflöte und kein Requiem von Mozart! Mozart hatte ein besonderes Verhältnis gerade zu diesen Klarinetteninstrumenten, davon zeugen unter anderem auch die "Maurerische Trauermusik" sowie die textlich etwas "rustikalen" Notturni für 3 Gesangsstimmen und 3 Bassetthörner. Bassetthörner gab es übrigens in den Stimmungen in F und in G. Schwer in Mode kamen diese Instrumente dann Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert, hauptsächlich in der Kammermusik, spärlich waren dagegen die Orchesterpartien (Beethoven: Ballettmusik zu "Geschöpfe des Prometheus", Mendelssohn, Dvorak). Später gerieten diese wieder in Vergessenheit, bis Richard Strauss die Bassetthörner "wiederentdeckte".

Das berühmte Klarinettenkonzert KV 622 in A war - soweit man heute annimmt - ursprünglich für eine historische Bassettklarinette (vermutlich ähnlich einem Bassetthorn, und nicht zu verwechseln mit der modernen Bassettklarinette) in A geschrieben und nicht für die A-Klarinette, mit der es dann im bis in die Mitte des 20. Jahrhundert regelmäßig gespielt wurde. Einzelne Passagen gingen im Original so tief hinunter, dass es mit der A-Klarinette unmöglich spielbar ist. Daher schrieb man das Stück nachträglich um. Mozart wusste natürlich genau, wie der Tonumfang der Stimmen war, für die er schrieb, und was damit möglich war - in soweit muss dieses Instrument schon damals, noch nicht lang nach der Erfindung der Klarinette, bereits wirklich gut einsetzbar gewesen sein.

Historische Bassetthörner

Ein Bassetthorn (hier ein historisches Instrument aus dem hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe) ist eine frühe tiefe Klarinette. Auf einem ähnlichen Instrument dürfte Stadler Mozarts Klarinettenkonzert 622 gespielt haben. Bei den Ansprüchen an das Stück heute fast unvorstellbar, er muss wirklich begabt gewesen sein...

Es sind diverse historische Bassetthörner erhalten (man kann sie in Musikinstrumenten­museen wie im MKuG in Hamburg bewundern. Sie haben oft einen Knick in der Mitte mit einem kastenförmigen Verbindungsstück, dem "Buch". Einige sind stattdessen wie bei einem Horn gebogen, woher wohl auch der Name kommt. Diese Formen rühren alle daher, dass man Schwierigkeiten hatte, genügend lange und trotzdem effektive Klappen zu bauen - zu Mozarts Zeiten waren die modernen Klappen ja noch nicht erfunden.

Die moderne Bassettklarinette ist kein Bassetthorn

Die moderne Bassettklarinette ist weniger ein Bassetthorn als vielmehr eine erweiterte A-Klarinette, die vor allem benutzt wird, um Mozarts Klarinettenkonzert spielen zu können.