Mundstück und Bahn
Bedeutung des Mundstücks
Auf den ersten Blick erkennt man, dass verschiedene Blasinstrumente, wie hier Querflöte, Blockflöte, Klarinette, Oboe und Trompete unterschiedliche Arten von Mundstücken haben:
Sie haben zwar alle die gleiche Aufgabe, einen Ton zu erzeugen, also eine Luftschwingung im Instrumentenkörper. Jedes der Beispiele macht das aber auf eine andere Weise, und das erklärt zum Teil den jeweils anderen Klang.
Bei der Klarinette erzeugt das Mundstück der Klarinette erst zusammen mit dem darauf befestigten Klarinettenblatt die Tonschwingung. Entscheidend ist hier der schmale Spalt, durch den die Luft vom Spieler in das Instrument geblasen wird. Der Luftstrom fließt nicht gleichmäßig, sondern durch die Schwingung des Blattes pulsierend. Durch die Resonanz der Luftsäule im Instrumentenkörper (sogar die ersten paar Zentimeter der Mundstücks bilden eine solche resonanzfähige Luftsäule) entstehen stabile, hörbare Töne.
Beim Mundstück der Klarinette handelt es sich im Grunde um den abgeflachten Anfang eines Rohres, auf den das schwingungsfähige Blatt (Akustiker sprechen von "Zunge") befestigt wird. Bei den ältesten Rohrblattinstrumenten gab es noch kein eigenes Mundstück und kein eigenes Blatt. Man nahm ein Stück Rohrholz, zum Beispiel Bambus, und sägte es so ab, dass an einem Ende einer der typischen Knoten (an denen ein hohles Segment endet) erhalten bleibt, am anderen Ende sägt man den unteren Knoten weg. Dann sägt man einfach das Ende mit dem Knoten der Länge nach flach ein. So bildet die flache Seite das Blatt und die andere Seite des Endes das "Mundstücks". Wenn man dann das Blatt noch etwas abgeflacht, schwingt es besser. Zwischen Blatt und Mundstück gibt es den Sägespalt, etwa 1 mm, durch den man Luft blasen kann und in dem das Blatt mit der Spitze halbwegs frei schwingen kann. Man kann diesen Spalt noch etwas aufschleifen. Was wir heute haben, ist nicht nur eleganter, sondern vor allem praktischer: Ein Blatt hält nicht ewig, und die ersten Holzbläser musste ihre Instrumente vermutlich alle paar Monate neu bauen, wenn das "Blatt" verschlissen war.
Wenn man in das Mundstück einer Klarinette mit Blatt hineinbläst, gibt es einen unangenehm hohen, meist etwas quietschenden Ton, der aber eindeutig schon ein Klarinettenton ist. Den Rest der Klarinette braucht man "nur" noch, um verschieden hohe Töne zu erzeugen. Das kann man übrigens so für alle Blasinstrumente sagen: Der Ton entsteht im Mundstück.
Nichts beeinflusst den Klang des Instruments mehr
Das Mundstück zusammen mit dem Blatt ist der Teil der Klarinette, der den Klang unseres Instrumentes wohl am stärksten beeinflusst. Er ist auch der individuellste Teil des Instruments. Wenn man mit dem gleichen Mundstück auf zwei verschiedenen Klarinetten spielt, einer ganz billigen, zum Beispiel aus Plastik, und einer extrem teuren, hört man oft einen geringeren Unterschied, als beim selben Instrument mit zwei verschiedenen Mundstücken. Viele Klarinettisten wollen das nicht wahrhaben (vor allem natürlich, wenn sie ein teures Instrument gekauft haben). Sie spielen auf dem Mundstück, das sie damals mit der Klarinette gekauft haben, und wechseln es nie. Mit der Zeit haben sie sich an Mundstück und Bahn gewöhnt, und wissen aus Erfahrung, wie sie damit umgehen müssen. Spielen sie auf einem anderen Mundstück, haben sie erst einmal Probleme. Tatsächlich kann man aber seinen Ton und auch das Spiel durch ein an die eigenen Ansprüche angepasstes Mundstück mitunter deutlich verbessern.
Das soll jetzt auf keinen Fall heißen, dass es auf das Instrument nicht auch ankommt. Es kann sich schon lohnen, eine Spitzenklarinette zu kaufen - aber eben nur, wenn man das dazu passende Mundstück (und die erstklassigen Blätter) hat und vor allem auch entsprechend engagiert übt (heißt: 2-3 Stunden pro Tag, mehrere Tage in der Woche, und auch Unterricht schadet nicht...).
Unterschiedliche Mundstücke für einen Instrumententyp
In erster Linie geht es um:
- Bohrungsdurchmesser
- Länge der Bahn
- Form (Wölbung) der Bahn
- Form und Volumen des Übergangs von Bahn zu Bohrung (sogenannte Kammer)
Der Bohrungsdurchmesser, also der Innendurchmesser der Bohrung am mit Korken versehenen Zapfen des Mundstücks, wird durch den Instrumententyp festgelegt. Weichen die Durchmesser nämlich ab oder sind die Bohrungen nicht genau mittig, würden am Übergang zwischen Mundstück und Klarinette unnötige Luftwirbel entstehen, die den Klang negativ beeinflussen können.
Mit Bahn bezeichnet man die abgeschnittene Fläche, auf der man das Blatt befestigt. Man meint vor allem die Öffnung, über der das Blatt schwingt, den sogenannten Ausstich. Auf den ersten Blick erscheint die Bahn flach. Tatsächlich ist sie aber mehrfach gewölbt, und zwar an der Auflagefläche hohl und dann zur Mundstück-Spitze hin abfallend (sieht man gut an der Abbildung oben durch das aufgelegte Lineal). Die Form ist wichtig und hat folgende Funktionen:
- Die hohle Auflagefläche führt dazu, dass das Blatt, wenn es befestigt wird, unter Spannung steht - in Konsequenz biegt es sich durch und steht etwas von der Mundstückspitze ab. Man kann dadurch gut Luft zwischen Blatt und Bahn blasen.
- Die abfallende Bahn zur Mundstück-Spitze sorgt dafür, dass das Blatt erst bei sehr starkem Schwingen - bei mittelschweren Blättern ab Fortissimo - das Mundstück komplett verschließt und nur im Extremfall auf dem Rand der Bahn aufschlägt. Dabei würde der Luftstrom in die Klarinette einen Moment abreißen, und die sich normalerweise bildende gleichmäßige Schwingung der Luftsäule wird einseitig "abgeschnitten", was in einem plötzlich sehr scharfen Ton hörbar wird.
Unterschiedliche Länge der Bahn und vor allem die Form der Wölbung zur Mundstückspitze führen dazu, dass Mundstücke unterschiedlich schwer ansprechen, und unterschiedlich laut spielen können. Stark vereinfacht: Je flacher und länger ein Blatt über dem Mundstück-Ausstich liegt, desto leichter kann man damit im Pianissimo einen Ton spielen und vor allem im ppp einsetzen; aber desto eher wird es bei sehr lauten Tönen schrill klingen. So etwas eignet sich also gut für Kammermusik. Umgekehrt: Je weiter die Bahnöffnung ist, desto besser geht fff, aber desto schwieriger ist es, leise einzusetzen. Gleichzeitig hat der Spieler dabei schnell einen Muskelkater in den Wangen und Lippen. Also: gut für einen kurzen Einsatz in der Marschkapelle. Dauert die Mucke aber mehrere Stunden, wird so ein Mundstück zum Ansatzkiller; dann empfiehlt sich ein Kompromiss.
Passen bestimmte Mundstücktypen für mich als Spieler besonders gut?
Abgesehen von den grundsätzlichen Fragen hat auch die persönliche Anatomie eine Bedeutung: Abhängig ist die Wahl einer passenden Bahn auch von der Kiefer- und Zahnstellung der Klarinettisten. Normale Menschen haben einen leichten Überbiss, die oberen Schneidezähne stehen weiter vorn als die unteren Schneidezähne. Sie kommen in der Regel mit einem normalen Mundstück am besten zurecht.
Bei Spielern mit stärkerem Überbiss ist entsprechend die über die Zähne des Unterkiefers liegende Unterlippe näher an der Mundstückspitze als beim Normalspieler. Das bedeutet, dass die Bahn - also der Teil des Blattes, der frei schwingen kann - kürzer ist, als bei normalem Überbiss. Entsprechend wird dieser Spieler mit einer etwas längeren Bahn besser klarkommen - wie umgekehrt ein Unterbiss-Spieler mit einer kürzeren Bahn besser klarkommen sollte.
Die Kammer des Mundstücks - und hier ihre Form, Länge und das Volumen des Übergangs von Ausstich zur Bohrung des Instruments scheinen auch sehr wichtig zu sein. In Kombination mit der Mundhöhle bilden sie einen Teil des Resonanzraumes des Instruments. Hier sind mir leider keine sicheren Erkenntnisse bekannt, die Mundstückbauer arbeiten mit Erfahrungswerten.
Fehler beim Mundstück sind schwerwiegend
Unbedingt wichtig ist, dass die Bahn auf beiden Seiten völlig identisch gezogen ist - sonst würden die Blätter nicht auf beiden Seiten gleich schwingen.
Das Ergebnis ungleichmäßiger Schenkel wäre ein kaum kontrollierbares Schwingungsverhalten des Blattes (Luftwirbel im Instrument, Ansprache unsicher, Quietscher sind garantiert). Ob eine Bahn symmetrisch ist, kann man mit dem Glastest überprüfen: Man haucht auf ein flaches Stück Glas, und rollt es dann über die Bahn zur Spitze hin ab. Man kann die Auflageflächen gut erkennen und Fehler deutlich sehen.
Auch Kratzer auf den Schenkeln der Bahn müssen unbedingt vermieden werden. Deshalb sollte das Mundstück vor dem Einpacken in ein Tuch gewickelt werden, oder man bindet ein altes Blatt für den Transport auf.
Die Bahn kann man vom Mundstückbauer nachziehen lassen, natürlich ändert sich dann die Ansprache - sicher vorhersehbare Ergebnisse kann da niemand garantieren.
Blätter befestigen - Blattschraube oder Schnur
Das Bild zeigt zwei Mundstücke mit den klassischen Befestigungsarten für Blätter: Links die Blattschraube und rechts die Schnur.
Die Befestigung mit Schnur ist zwar die ältere Methode, aber die Blattschraube ist keine moderne Erfindung: Sie stammt von Iwan Mueller. Durchgesetzt hat sie sich aber eher außerhalb Deutschlands - bei uns wickelt die Mehrheit immer noch mit Schnur.
Die Blattschraube hat Vor- und Nachteile: Ein Blatt ist schneller mit der Schraube befestigt als mit der Schnur, doch die Schraube ist akustisch nicht optimal, beschädigt schnell ein Blatt und ist natürlich etwas teurer. Aber wie mit allem, was mit dem Instrument zu tun hat, werden die meisten Spieler wohl in der Mehrheit bei der Befestigungstechnik bleiben, die ihr erstes Instrument hatte. Die Gleichungen Boehm = Blattschraube und Deutsch = Schnur dürfte damit noch lange ziemlich gut aufgehen.
... mit der Blattschraube
Es gibt Blattschrauben in vielen Variationen. Klassische Metallschrauben, Lederband und Gummischrauben, Spiralen und andere Konstruktionen:
Alle Variationen der Blattschraube versuchen, deren zentrales Problem zu lösen: die klassische Blattschraube presst das Blatt an zwei Punkten gegen das Mundstück. Damit liegt das Blatt im ungünstigsten Fall an nur zwei Stellen auf der Bahn auf. Das ist nicht optimal - das Blatt sollte sich gleichmäßig an die hohle Bahnform anpressen, um in Spannung zu bleiben. In diesem Gesichtspunkt ist die Schnur perfekt: Jede Wicklung liegt voll auf der Blattoberfläche auf und nirgends drückt sich eine scharfe Kante in das Holz. Alle Entwicklungen moderner Blattschrauben nähern sich daher den Prinzipien der Schnur an, sei es nun ein breiter Kunststoff- oder Lederriemen oder ein Metallnetz. Dabei behalten sie den Vorteil der Schraube: es geht ein paar Sekunden schneller als das Wickeln mit der Schnur.
Zumindest die klassische Blattschraube setzt ein Mundstück mit einem gleichmäßigen Abschnitt und ohne den für das deutsche System typischen Wulst (der das Wickeln der Schnur erleichtert) voraus, sonst lässt sie sich nicht befestigen.
... mit der Schnur
Wenn man das alles bedenkt, und dann noch weiß, dass die Blattschraube ja auch mal brechen kann, sollte jeder Klarinettist auch in der Lage sein, ein Blatt aufzubinden (und sei es nur im Notfall).
Am einfachsten ist das Binden auf Mundstücken, die dafür gedacht sind: Die haben eine Riffelung, auf der die Schnur besser hält als auf glatten Oberflächen und einen Wulst, der den Bereich begrenzt, auf den die Schnur gebunden wird. Die Schnur hält aber auch bei völlig glatten Boehm-Mundstücken.
Das Prinzip ist bei allen Instrumentengroßen (von Es bis Kontrabassklarinette) gleich. Unterschiedlich ist nur, wie weit man das Instrument vor dem Blattaufbinden zusammenbaut. Wenn man eine der kleineren Klarinetten hat (B oder Es), baut man sie zum Aufbinden des Blatts vollständig zusammen, weil man das Mundstück allein nicht gut halten kann. Wenn man das Blatt auf eine Bassklarinette binden möchte, steckt man das Mundstück auf den Es-Bogen - das kann man recht gut festhalten.
Die folgende Beschreibung geht von einem Rechtshänder aus. Die Bilder zeigen ein Bassklarinettenmundstück, das ist größer und auf Fotos besser zu erkennen:
- Klarinette komplett zusammenbauen, Mundstück schon draufsetzen, gerade ausrichten. Das gilt aber nur für Es, B- und A-Klarinette. Bei den großen Klarinetten wird das Mundstück nur auf die Birne beziehungsweise den S-Bogen aufgesetzt, die großen Klarinetten wären zu schwer, um sie mit einer Hand locker zu halten.
- Instrument so in die linke Hand nehmen, dass die Hand die Birne und den unteren Mundstückteil umfasst. Der Daumen liegt auf der Bahn des Mundstücks. Der Zeigefinger liegt ungefähr auf Höhe des Übergangs von Bahn zu Ausstich (also wo das Loch im Mundstück endet) um das Mundstück geht. Die Hand bleibt dann die ganze Prozedur so am Instrument.
- Das Blatt auf das Mundstück legen und mit dem linken Daumen in Position festhalten. Die linke Hand muss so liegen, dass der Zeigefinger unten ums Mundstück herumgreift, wo die Riffelung für die Schnur (wenn es die gibt) endet - das ist auch das Ende des Ausstichs am Blatt. Der Daumen liegt so auf dem Blatt, dass er ein kleines Stück unter dem Bahnausstich des Blattes liegt, also auf dem ungehobelten Teil des Blattes, da, wo gleich die Schnur gewickelt wird:
- Die Klarinette weiter mit der linken Hand halten und die Schnur unter dem Klarinettenmundstück (also gegenüber vom Blatt) langführen. Das geht, wenn man die Klarinette jetzt nur noch mit dem kleinen Finger hält, Ringfinger, Mittelfinger und Zeigefinger kurz abspreizt, um die Schnur darunterzulegen. Das kurze Ende der Schnur hängt unter dem Ringfinger nach unten heraus, das lange nach vorn. Der Daumen hält das Blatt weiterhin fest. Jetzt zieht man die Schnur so weit, bis man den Knoten mit dem Ringfinger fühlt, also das Ende der Schnur etwa unter dem Ende des Blattes liegt.
- Jetzt wird das lange Ende der Schnur mit rechts gegriffen und einmal um das Mundstück herumgewickelt, in einem sogenannten Festlegegang (zumindest bei Wundverbänden, beim Segeln oder Bergsteigen nennt man das so) - das bedeutet, dass die Schnur, wenn man sie jetzt immer weiter herum wickelt, eine Spirale bildet, die immer weiter von der Spitze der Klarinette weg führt, und dabei sowohl die Schnur als auch das Blatt festwickelt.
- Es wird etwa so kräftig gewickelt, wie man seine Schuhe zubindet - gleichzeitig das Blatt weiterhin mit dem Daumen festhalten - es soll ja nicht verrutschen. Beim Wickeln muss man jetzt den Daumen mit jeder Wicklung einen guten Millimeter von der Spitze des Instrumentes zurückziehen.
- Wenn man die Schnur fast völlig aufgewickelt hat, sitzt das Blatt schon recht fest und kann so gut wie nicht auf der Bahn hin und her bewegt werden. Es bleiben jetzt noch 8 - 10 cm Schnur, und man muss damit das Ende befestigen. Dazu brauchen wir eine Schlaufe; wir bekommen sie, indem wir die letzte Wicklung über den Daumen machen, und den Daumen herausziehen. Das lose Ende stecken wir unter der Schlaufe durch und ziehen es fest. Das Ende "bekneift" sich jetzt, so dass es sich von selbst nicht mehr lösen kann.
-
An diesem Ende löst man die Schnur nach dem Spielen wieder - ganz
einfach.
Dabei aber nicht vergessen, das Blatt festzuhalten!
Wie findet man das optimale Mundstück für sich selbst?
Es gibt ein Dutzend renommierter Hersteller von Mundstücken, oft verkaufen auch die Hersteller von Klarinetten eigene oder angepasste Mundstücke und darüber hinaus können auch Holzinstrumentenbauer vor Ort Bahnen nachziehen.
Als Anfänger wird man erst einmal mit einer normalen Bahn und eine mittleren Bahnlänge spielen - ein neues Instrument ist in der Regel auch damit ausgestattet. Sobald man genug Erfahrung mit dem Instrument hat, kann man auch andere Mundstücke ausprobieren. Weil sich schon aus der Kombination der oben beschriebenen Eigenschaften Bahnlänge, Bahnform und Volumen der Kammer eine riesige Zahl an Möglichkeiten bietet (wenn es nur je 5 Ausprägungen gäbe, wären das 5 * 5 * 5, also 125 Typen - von nur einem Hersteller) ist das nicht schnell getan.
Wer ein neues Mundstück kauft, kann das meistens ausprobieren. Viele Hersteller schicken Kunden Mundstücke zur Ansicht. Die muss man dann möglichst über ein paar Stunden ausprobieren. Bis man sich an das neue Mundstück etwas gewöhnt hat, dauert es einige Zeit - man hat sich ja auf das bisherige Mundstück mit seinen Stärken und Problemen eingestellt. Beim Experimentieren kann man natürlich aus einer Auswahl verschiedenster Mundstücke wählen, aber wenn man mal etwas gefunden hat, das ganz gut passt, sollte man immer nur noch eine Eigenschaft auf einmal verändern, und nicht gleich mehrere.
Leider kann vor allem ein Anfänger nicht mit vielen verschiedenen Mundstücken experimentieren - man braucht Erfahrung und muss eben schon eine Weile auf einem Mundstück spielen, um damit zurecht zu kommen. Dabei ist man dann auf einen guten Lehrer angewiesen - der sollte beurteilen, was zu Dir passt und natürlich nicht, was bei ihm funktioniert.
Darüber hinaus verlangen verschiedene Bahnen auch verschiedene Blätter, und die hat man natürlich auch nicht alle - man hat in der Regel Blätter, die für die gerade benutzte(n) Bahn(en) passen.
Auch für einen fortgeschrittenen Klarinettisten ist es nicht sinnvoll, alle paar Wochen ein neues Mundstück zu kaufen, man sollte aber doch ab und zu mal auf dem Mundstück eines anderen Klarinettisten spielen und durchaus auch ein alternatives Mundstück kaufen und ausprobieren. Die bekannten Witze über Blechbläser, die regelmäßig ihr Mundstück und ihren Ansatz komplett umstellen, bis dann nichts mehr geht, haben natürlich einen wahren Kern. Bei Klarinettisten ist es zwar nicht ganz so entscheidend, aber auch erfahrenen Hobbyklarinettisten, vor allem, wenn sie viele Jahre immer in der gleichen Kapelle mitspielen, schaden ein paar Stunden bei einem guten Lehrer und der Diskussion des eigenen Ansatzes sicher nicht.
Können Krankheitskeime mit dem Mundstück übertragen werden?
Natürlich können sie. Es ist etwa wie gemeinsam aus einer Flasche zu trinken: Viren und Bakterien aus dem Mund bleiben an einem feuchten Mundstück oder Blatt lange genug infektiös, bei niedrigen Temperaturen sogar mehrere Tage. Abwischen mit der Hand oder einem Taschentuch reicht nicht. Abspülen mit 60°C warmem Wasser oder gründliches sprühen und wischen mit Desinfektionsmittel (Alkoholspray) hilft. Dabei sollte man natürlich auf ein Mittel achten, das das das Mundstück nicht beschädigt oder angreift. Manche Mittel haben einen unangenehmen Geruch oder Geschmack, dann kannst du das Mundstück und Blatt einfach unter fließendem Wasser abspülen.
Das ist überhaupt nicht übertrieben - spätestens in der Corona-Krise sollte es klar geworden sein. Vor allem Klarinettenlehrer sollten das zum eigenen Schutz beherzigen - und um Infekte nicht von einem Schüler zum nächsten zu übertragen.