Es-Klarinette

Die kleinste gebräuchliche Klarinette

Die Es-Klarinette ist die kleinste Klarinette mit großer Verbreitung (es gibt noch kleinere, z.B. in G, aber die sind doch sehr selten). Die Es-Klarinette ist etwa ein Drittel kleiner als die übliche B- und A-Klarinette. Sie ist in Es notiert und transponiert; wenn man ein C greift, erklingt ein Es - daher der Name. Die Noten stehen im Violinschlüssel, die Griffe sind identisch mit denen anderer Klarinetten, natürlich liegen die Klappen enger beieinander.

Das Instrument hat in der Regel einen sehr scharfen Klang, vor allem im oberen Register. Sie wird oft - wegen der Höhe - unisono mit Flöten oder Oboe eingesetzt. Das bedeutet oft Griff-Artistik in großer Höhe. Es ist schon nicht einfach, mit Es-Klarinetten genau zu stimmen. Gerade auch nicht unisono mit Flöten. Schließlich verändert sich der Ton beim Erwärmen bei Flöten und Klarinetten nicht in die gleiche Richtung, man muss also regelmäßig nachstimmen, und Stimmungsprobleme hört man in hohen Frequenzen viel deutlicher als in tiefen.

Kurze Klappen - aber trotzdem nichts für Kinder

Oft - gerade in Amateurorchestern - spielt ein "normaler" Klarinettist die Es-Klarinette neben der B-Klarinette als Zweitinstrument. Damit man die Flöten, mit denen man ja oft unisono spielen muss, gut hört, sitzt die Es-Klarinettistin am besten zwischen Klarinetten und Flöten.

Meist sind Es-Klarinetten als Zweitinstrument eher einfachere, möglichst relativ preiswerte Modelle. Weil sie in viel geringeren Stückzahlen gebaut werden als A- oder B-Klarinetten, sind sie bei gleicher Qualität auch eher teurer als B-Instrumente. Das kommt noch zu den Herausforderungen für den Spieler hinzu: Durch die kurzen Tonlängen und deshalb große Empfindlichkeit gegenüber Ansatzänderungen ist es schwieriger, eine Es-Klarinette gut stimmend zu spielen, als eine große Klarinette. Wir Menschen hören die Stimmungsunterschiede in hohen Frequenzen deutlicher als in niedrigen. In Verbindung mit den meist komplizierten Passagen, die vom Spieler gefordert werden, ist das Instrument auch für gute Klarinettisten eine Herausforderung und überhaupt nicht geeignet für Anfänger - es taugt daher auch gar nicht als Kinder-Klarinette.

Wer sich aber als Klarinettist langweilt, technisch sehr gut spielt, ein präzises Gehör hat, viel zu üben bereit ist und kein Problem mit Flötistinnen hat ;-) sollte mal über dieses Instrument nachdenken...

Natürlich ist die Es-Klarinette auch eine Möglichkeit für Menschen mit kleinen Händen. Wer wegen kleiner Hände nur mit der deutschen B-Klarinette schlecht zurecht kommt, aber sonst diese Stimme mag, sollte vielleicht erst einmal ein Boehm-System probieren: Gerade Klarinettistinnen mit kleinen Händen fällt das anscheinend leichter; die Klappen sind besser zu bedienen und erfordern auch nicht so viel Kraft. Daneben gibt es auch noch spezielle B-Klarinetten mit leicht versetzten Klappen, aber das ist natürlich wieder teuer.

Hohe Belastung für die Lippen - was man tun kann

Wer nur einmal aushilfsweise Es-Klarinette spielt, wird feststellen, dass die Unterlippe nach längerem Proben schon mal blutet: Durch das deutlich kleinere Mundstück und das schmalere Blatt ist die Unterlippe viel stärkeren Belastungen ausgesetzt als das bei größeren Klarinetten der Fall ist. Damit man sich die Unterlippe nicht durchbeißt, hat es mir zumindest am Anfang geholfen, ein Stück dünnes Fensterleder über die unteren Schneidezähne zu legen (zur Not geht auch Papier).