Klarinette: Das Instrument

Aufbau des Instruments

Alle Klarinetten - von der kleinen Es- bis zur riesigen Kontrabassklarinette - bestehen aus fünf Teilen:

Klarinette - 5 Teile

Das Mundstück mit dem Blatt ist der Schwingungserzeuger. Es wird in der Regel aus Hartgummi (Ebonit), Kunstharz, Glas oder Kristall hergestellt. Das Blatt wird mit einer Schnur aufgebunden (in Deutschland weitgehend üblich) oder mit einer Blattschraube aufgeschraubt.

Die Birne (auch Fass genannt) verbindet Mundstück und Korpus. Meist haben Klarinettisten eine etwas längere und eine etwas kürzere im Instrumenten­koffer. Das dient der Grobstimmung des Instruments, der Anpassung an etwas höher oder etwas niedriger gestimmte Orchester. Bei tiefen Klarinetten ist die Birne aus Metall, und zum Teil lang und gebogen, dann wird sie S-Bogen genannt.

Am Oberstück sind die Tonlöcher und Klappen für die linke Hand und am Unterstück Tonlöcher und Klappen für die rechte Hand. Oberstück und Unterstück sind aus Gründen der Handhabbarkeit, des einfacheren Transports und der niedrigeren Kosten bei Herstellung und Reparaturen getrennt.

Die Stürze, manchmal auch Becher oder Schallstück genannt, das trichterförmige unterste Teil der Klarinette, ist für den Klang der tiefsten Töne notwendig. Bei den hohen Klarinetten ist es aus Holz, bei den tieferen Klarinetten aus Metall. Dabei ist dann der Übergang zwischen Unterstück und nach vorn zeigender Stürze wie bei Saxophonen auch gebogen.

Diese Aufteilung ist für die kleinste bis zur größten Klarinette immer gleich. Nur in sehr seltenen Fällen gibt es weniger Teile - dann sind zum Beispiel Ober- und Unterstück als ein Teil ausgeführt. Weniger Teile heißt weniger akustisch und mechanisch ungünstige Übergänge.

Alle fünf Teile sind über Zapfen, Steckverbindungen mit Korkpolstern, miteinander verbunden und bilden ein fast vollständig zylindrisches, spiegelglattes hölzernes Rohr.

Den Innenraum des Rohrs nennt man Bohrung. Sie hat fast über die gesamte Länge des Instruments den gleichen Durchmesser - zumindest beim deutschen System; bei der Boehmklarinette ist die Bohrung auch in der Birne oft erweitert (damit kann die Stimmung optimierung), das geht aber nicht mit einem einfachen Bohrer... Im obersten Teil des Mundstück ist die Bohrung natürlich enger, bis zum Blattspalt, und in der Stürze (meist schon ein wenig darüber am Unterstück) wird die Bohrung weit.

Dadurch, dass der Bohrungsdurchmesser bei allen Klarinetten eines Typs (also übergreifend bei nahezu allen deutschen Klarinetten einerseits und bei nahezu allen Boehm-Klarinetten andererseits) gleich ist, und die Zapfen entsprechend ineinander passen (und das gilt auch für A- und B-Klarinetten), kann der Klarinettenbauer in der Praxis einzelne Teile leichter ersetzen, und wer in einem Stück für einen Teil eine A-Klarinette und im anderen Teil eine B-Klarinette braucht, kann entsprechend das gleiche Mundstück für beide benutzen. Wirklich praktisch.

Material

In der Regel besteht der Körper der besseren Instrumente (früher praktisch aller Instrumente) aus Hartholz, meistens Grenadill oder Ebenholz, das kommt in der Regel aus Afrika. Von Natur aus sind die Holzteile schon fast schwarz oder sehr dunkel braun. Manchmal werden sie auch schwarz gefärbt, so dass Teile von unterschiedlichen Holzstücken farblich zueinander passen. Das Holz wird vom Instrumentenbauer grob vorzerteilt (Axt, Säge) und dann jahrelang abgelagert und getrocknet - dabei verliert es an Feuchtigkeit und zieht sich zusammen. Zum Teil erfolgt das unter Hitze, um den Vorgang zu beschleunigen. Dann werden die Stücke grob gebohrt, schließlich fein bearbeitet und geölt. Das Öl zieht in die ausgetrockneten Holzteile ein, verharzt dort und ergibt eine wasserabweisende, harte und gut zu polierende Oberfläche. Es gab auch Versuche, die Instrumente zu lackieren, aber es gibt bis heute keinen zufriedenstellenden Lack, der bei Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen jahrelang hält.

Mittlerweile werden auch Instrumente aus harten Kunststoffen hergestellt, vor allem aus Kostengründen (Holz ist teurer, und Grenadill wird immer seltener), aber auch, um Probleme des empfindlichen Holzes zu vermeiden. Bei starken Temperaturschwankungen und hoher Trockenheit oder Feuchte kann Holz leicht Risse bekommen. Das deutsche Afrikacorps hatte bereits in den 1930er Jahren Instrumente aus Plexiglas. Weit verbreitet ist heute Resonit, einem Hartgummi, aus dem auch Mundstücke gemacht werden. Sehr billige Klarinetten sind oft auch aus dem weicheren ABS. Seit den 1990er Jahren gibt es aber auch sehr hochwertige Klarinetten aus Holzverbundstoffen (z.B. Green Line), dabei wird Epoxidharz mit Grenadill-Holzstaub verbacken - das ist nicht billig, verbindet aber die Vorteile beider Materialien: Gewicht und Gefühl wie Holz, keine Empfindlichkeit gegen Feuchte und Rissbildung, höhere Härte und bessere Verarbeitungsmöglichkeit als Holz. Der neueste Trend sind langsam gewachsene, wärmebehandelte und somit optimierte Ahorn-Instrumente, die in ihren Eigenschaften Grenadill entsprechen, aber leichter sind - auch gut zu erkennen, weil sie nicht schwarz sind.

Daneben gibt es noch Klarinetten aus Metall. Diese sind z.B. in der Türkei viel häufiger als bei uns in Westeuropa. Sie haben angeblich auch einen weicheren Klang.

Das Klappensystem, das an Ober- und Unterstück die Tonlöcher bedient, besteht aus verschiedenen Metallen, meist aus Neusilber (einer harten Kupferlegierung), die Gestänge sind in der Regel Stahlröhrchen. Die Metallteile sind meistens versilbert, vergoldet oder vernickelt. Die Polster bestehen aus Leder, Filz, Kork und Pappe, in letzter Zeit gibt es auch welche aus Silikon oder anderen Kunststoffen.

Dass man Klarinetten aus nahezu beliebigen Materialien herstellen kann, zeigt dieses YouTube-Video von Linsey Pollack:


Herstellervideos

Es gibt gute Videos im Internet über die industrielle Herstellung von Klarinetten:

Klarinettenherstellung Schreiber

Klarinettenherstellung Buffet Crampon