Pflege, Wartung und kleine Reparaturen

Tausend Sachen können schiefgehen, die einem das Spielen erschweren oder unmöglich machen - und meist passiert das kurz vor einem Konzert, wenn kein Instrumentenmacher in der Nähe ist, und wenn dafür auch keine Zeit mehr wäre. "Selbst ist der Klarinettist" (oder natürlich auch die Klarinettistin) gilt hier - und mit etwas Geschick und Überlegung ist vieles möglich.

Man muss sich lediglich vorsehen, mit überstürzten Selbsthilfemaßnahmen nicht ernsten Schaden anzurichten, den dann der Instrumentenbauer später teuer ausbügeln muss.

Weiter unten findest Du, was man selbst machen kann. Doch zuerst schauen wir uns an, was man tun kann, damit es überhaupt nicht so weit kommt, also die regelmäßigen Pflegemaßnahmen.

Pflege und Umgang mit dem Instrument

Die meisten unten beschriebenen kleinen Katastrophen passieren nicht, wenn man mit seinem Instrument pfleglich umgeht. Dazu ist es wichtig, ein paar grundsätzliche Regeln zu beachten. Das meiste davon ist einfach.

  1. Vor dem Spielen: Regelmäßig die Korken der Zapfen fetten. Oft verbiegen Klappen und Gestänge, weil sich die Klarinette nicht leicht zusammensetzen oder auseinandernehmen lässt. Durch das Fetten bleiben die Korken der Zapfen geschmeidig und lassen sich auch ohne Gewalt zusammensetzen und wieder auseinandernehmen.

  2. Während des Spielens: Wenn sich Wasser in den Tonlöchern und hinter Klappen sammelt, lässt sich das am besten mit Zigarettenpapier absaugen. Wenn das Instrument dazu neigt, dass Tonlöcher volllaufen, wischt man in längeren Spielpausen das Instrument am besten einmal durch.

  3. In Konzert- und Probepausen muss man das Instrument unbedingt sicher abstellen - am besten gut sichtbar auf einem Klarinettenständer. Niemals auf einen Stuhl ablegen - der kann angestoßen werden, und das Instrument fällt runter! Außerdem ist eine waagerechte Lage auch nicht gut für den Abfluss der Feuchtigkeit im Instrument. Bassklarinetten kann man - wenn man keinen (schweren) Bassklarinettenständer mit sich herumschleppen will, auch problemlos in eine Ecke eines Raums lehnen (wie Fagottisten das Fagott). Aber niemals das Instrument in einen Türrahmen lehnen, wenn man nicht sicher ist, dass sich die Tür nicht doch öffnet (weil jemand mit einem Schlüssel von außen kommt)...

  4. Nach dem Spielen - vor dem Einpacken - das Instrument auswischen und ordentlich trocknen lassen. Wenn nötig auch unter den oberen Klappenpolstern das Wasser mit Löschpapier wegtupfen. Unter geschlossenen Klappen verdunstet das Wasser sehr langsam, es bleibt lange feucht, die Polster werden schnell spröde und schlimmstenfalls schädigt es das Holz. Besonders wichtig ist das bei Polstern aus Silikon, weil diese keinerlei Flüssigkeit entweichen lassen.

  5. Die Klappen sind in der Regel versilbert - und deshalb muss jede Form von Kontakt mit schwefelhaltigen Materialien und Salzen unbedingt vermieden werden. Das Silber würde sich ganz schnell schwarz färben. Gummi und Kautschuk zum Beispiel (das Mundstück ist oft aus Resonit - ein Kautschuk) enthalten erheblich Schwefel, und auch Kunststoffbänder können Schwefelverbindungen enthalten. Berühren diese die Klappen oder den Trichter der tiefen Klarinetten im Koffer, bildet sich ein Muster auf der Silberoberfläche, das kaum mehr zu entfernen ist. Das stört den Klang natürlich nicht, aber die Schönheit leidet. Ein einfaches Silberputztuch hilft beim natürlichen Anlaufen.

  6. Temperaturschwankungen vermeiden! Nie ein Instrument - schon gar nicht, wenn es noch feucht ist - bei extremer Kälte oder Wärme liegen lassen. Extreme Temperaturen gibt es in unseren Breiten vor allem im Auto, im Winter unter Null, im Sommer in der Sonne über 60°C! Aber auch vor und auf Heizungen haben Klarinettenkoffer nichts verloren (eine abgestellte Heizung kann ja auch angestellt werden!). Bei Temperaturschwankungen schrumpft oder dehnt sich das Material, und weil Holz und Metalle unterschiedlich stark reagieren, und das Holz von Natur aus sowieso schon Poren und feine Spalten hat, kann das Risse provozieren - vor allem, wenn die Temperaturänderungen schnell kommen. Trockene Luft ist auch nicht gut für ein Holzblasinstrument. Ein Trompeter kann nach der Probe sein Instrument im Kofferraum oder sonst wo liegen lassen, wenn er in die Kneipe geht - ein Klarinettist sollte das besser nicht tun!

  7. Neue Instrumente kann man 2 mal im Jahr ölen (lassen) - das ist schon ziemlich viel. Ältere einmal pro Jahr oder alle zwei Jahre. Lies dazu die Hinweise von Schöttle/Clarissono im Artikel für die Zeitschrift rohrblatt!

  8. Schrauben nur dann lösen, wenn es unbedingt nötig ist und dann immer ganz gefühlvoll - und mit einem passenden Schraubendreher! Man macht die Gewinde schnell kaputt, vor allem Metall in Holz: So sind die Sockel befestigt, in denen die Achsen sich drehen. Diese Schrauben sollte man nur lösen, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt und man genau weiß, was man tut; weil sich eine Metall­schraube im wesentlich weicheren Holz nur ein paar mal festziehen lässt. Auf keinen Fall mit zu viel Kraft anziehen, sonst dreht die Schraube über!

    Das gleiche gilt für die kleinen schwarzen Stahlschrauben in weicheren Röhrchen: Auch sie können sich ihr Gewinde graben, und wenn man sie zu fest anzieht, wirken sie eher wie ein Bohrer. Besser nimmt man Locktite zum Festmachen (eine Art spröder Sekundenkleber, der sich beim Drehen der Schraube auch wieder löst - aber die Schraube sitzt fest!).

Häufige Probleme und passende Maßnahmen

Ein großer Teil der Probleme und dazu passende Reparaturansätze hängt mit quietschenden und schlecht ansprechenden Tönen zusammen, die Maßnahmen können von ganz einfach bis zu umfangreich und riskant gehen. Danach besprechen wir noch Themen, die an der Grenze des do-it-yourself Spektrums liegen. Im Zweifel geht man dann besser zum Instrumentenbauer, aber für den Notfall - noch eine Stunde bis zum Konzert - ist es vielleicht gut, wenn man weiß, was man tun kann, und was man auf keinen Fall tun sollte!


Töne "sprechen nicht an" oder quietschen

Wenn ein oder mehrere Töne nicht richtig ansprechen oder quietschen, kann das an vielen Dingen liegen. In der Praxis gibt es aber vor allem drei Gründe

  1. Ein oder mehrere Tonlöcher "oberhalb des Tons" werden nicht richtig geschlossen
  2. Das Tonloch "unterhalb" wird nicht richtig geöffnet
  3. Das Blatt ist zu schwer, zu leicht oder ungleichmäßig schwer

Um die Ursache zu finden, gehst Du in einzelnen, systematischen Schritten vor. Zuerst machst Du eine Voruntersuchung und einen Kurzcheck, der ein paar Minuten dauert und mit etwas Glück das Problem lokalisiert, wenn das nicht hilft, untersuchen wir Dichtigkeitsprobleme schrittweise.

Schritt 1: Voruntersuchung

Ein oder mehrere Töne sprechen nicht an - OK. Um die Ursache zu finden, ist es sehr notwendig, festzustellen, welche das genau sind. Dazu spielst Du als erstes chromatische Tonleitern (also alle Halbtonschritte) im unteren und mittleren Register - von oben nach unten und von unten nach oben. Merke Dir die Töne, die das Problem betrifft. Typischerweise gibt es einen Ton, bei dem es besonders schlecht geht, und dann sind die Töne direkt darüber oder darunter auch, aber immer weniger betroffen. Und typischerweise gilt das für das unterste wie für das mittlere Register. Manchmal werden die Probleme beim Spielen geringer, manchmal stärker.

Was ist da los oder was kann da los sein?

Schließt eine Klappe nicht besonders gut, und spielst Du eine Tonleiter abwärts vom höchsten Ton des Registers aus, also wo diese Klappe noch offen ist, wirkt sich das auf diese oberen Töne des Registers überhaupt nicht aus. Erst bei dem Ton, wo diese Klappe zum ersten Mal geschlossen sein müsste, aber nicht völlig schließt, ist der Effekt sofort zu hören und zwar bei diesem Ton am stärksten, bei den nächste 2 oder drei Halbtönen darunter "schraddelt" die Klarinette möglicherweise, und weiter unten kann der Effekt geringer sein, manchmal gehen aber auch alle Töne unterhalb der Klappe gar nicht mehr so richtig (wenn die Öffnung zu groß bleibt). Der Effekt sollte in allen Registern um das betreffende Tonloch ähnlich sein. Mit dieser Beobachtung hast Du das Problem schon mal eingegrenzt. Dazu passend sollte der Effekt beim längeren Spielen nachlassen, weil durch die Feuchtigkeit die Polster weicher werden und besser decken.

Geht umgekehrt eine Klappe nicht richtig auf (schließt aber gut) dann betrifft das alle Töne oberhalb der Klappe. Deshalb der Vorschlag mit Tonleiter aufwärts und abwärts. Dieser Effekt wird natürlich bei längerem Spielen schlimmer.

Zuerst machst Du einen Kurzcheck, der ein paar Minuten dauert und mit etwas Glück das Problem lokalisiert, wenn das nicht hilft, untersuchen wir Dichtigkeitsprobleme schrittweise.

Kurzcheck

  1. Offensichtliche Mechanikprobleme: Zuerst nimmst Du die fünf Teile Deines Instruments einmal auseinander wie beim Einpacken, siehst sie Dir mit allen Klappen (immer mal auf- und zumachen) kurz an, kurzer Blick auf alle Schräubchen - ist da was lose? und steckst das Instrument wieder zusammen. Dann spielst Du noch mal langsam und mit mäßigem Druck eine Tonleiter komplett von unten nach oben und von oben nach unten. Mit dem Vorgehen stellst Du sicher, dass nicht irgendwelche Klappenmechaniken verbogen sind, falsch zusammengesetzt sind, Polster lose sind oder Schrauben sich gelöst haben.

    Geht jetzt wieder alles, spielst Du weiter und untersuchst später mit etwas mehr Zeit noch mal, ob das Problem wirklich verschwunden ist. Bleibt das Problem, oder taucht es wieder auf, geht die systematische Suche los.

  2. Blattprüfung: Hängt das Quietschen oder die nicht ansprechenden Töne eher diffus an vielen Tönen ohne große Unterschiede und hast Du kein Mechanik-Problem gesehen, ersetzt Du erst mal schnell das Blatt durch ein anderes (oder leihst Dir - in der Konzert-Situation - von einem anderen Klarinettisten kurz dessen Mundstück mit Blatt). Meistens ist das hier nicht die Ursache, aber diese Überprüfung geht schnell und schließt Mundstück/Blatt-Probleme aus. Hinweise auf Probleme mit Blättern findest Du hier.

  3. Mundstück: Wenn das Blatt nichts gebracht hat, überprüfst Du kurz Dein Mundstück nach Kratzern auf der Bahn (Auflagefläche). Auch der Korken auf dem Zapfen sieht normal aus und scheint Dicht? Wenn da alles in Ordnung ist, liegt es vermutlich doch an den Klappen oder Polstern.

Detailcheck Klappen und Polster

Ab jetzt wird es aufwändig - die nächsten Schritte kannst Du auch nicht gut allein durchführen, da brauchst Du Hilfe. Das muss kein Experte sein, aber ein anderer Klarinettist versteht Dich besser. Vorab solltest Du Dir den Hintergrund zu Klappen und Tonentstehung durchlesen - das findest Du in Abschnitten Klappen und Wie ein Ton entsteht.

Klappe / Polster undicht:

Du hast - aufgrund der Untersuchung oben - bereits einen Verdacht, welche Klappe nicht gut schließt oder nicht richtig aufgeht. Das überprüfst Du jetzt mit Hilfe einer zweiten Person.

Baue Mundstück und Stürze (Schalltrichter) ab, aber lasse Ober- und Unterstück zusammen. Manchmal ist nämlich gerade die Verbindung zwischen Ober- und Unterstück die Ursache des Problems, vor allem, wenn dort Klappen mechanisch verbunden sind (vor allem bei tiefen Klarinetten).

Du greifst den tiefsten Ton - also sollten jetzt alle Klappen geschlossen sein. Dabei achtest Du darauf, dass die Klappen nur mit dem normalen Druck geschlossen werden, mit dem Du auch beim Spielen drückst und nicht extra stark - sonst würdest Du eventuell kleine Öffnungen, die durch eine geringe Schiefstellung der Klappe entstehen, nicht entdecken, weil die Klappen mit genug Kraft auf die Tonlöcher gepresst werden. Dein Helfer schließt die untere Bohrungsöffnung mit der Hand. Du bläst möglichst geräuschlos in die Klarinette oben in die Bohrung, als wolltest Du sie aufblasen. Fang nicht zu stark an, erhöhe eventuell den Druck.

Zischt es jetzt irgendwo, auch bei wenig Druck? Wenn ja, müsst Ihr jetzt nur noch diese Klappe finden. Man geht mit dem Ohr die Klarinette auf und ab, drückt eventuell auch auf den einen oder anderen "verdächtigen" Klappendeckel. Manchmal ist auch nicht nur eine Klappe betroffen, also die Klappe mit dem lautesten Zischen mal kräftig zudrücken und weiter suchen.

Geschlossene Klappen gehen beim starken Luftdruck in der Klarinette auch ganz von selbst auf, wie ein Überdruckventil an einem Druckkessel. Das ist natürlich - besonders bei den großen Klappen weiter unten, es darf aber nur bei erheblichem Druck passieren. Der sollte in der Klarinette beim normalen Spielen nicht entstehen, sie ist ja nach unten offen. Deshalb fängt man auch ganz vorsichtig an.

Klappt es so nicht?

Leider hängen viele Klappen in ihrer Mechanik zusammen und das Problem zeigt sich vielleicht auch dann nicht, wenn alle Klappen geschlossen werden (die unteren Klappen drücken mit ihrer Mechanik auf die oberen). Dann muss man mit dem Helfer die aufwändige Methode durchziehen: Mundstück und Blatt wieder einsetzten und langsam vom B (also unteres Register, alle Klappen auf) chromatisch abwärts. Halbton für Halbton - und bei Problemen den Helfer die betreffende Klappe mit Kraft zudrücken lassen.

Von einer undichten Klappe betroffen sind alle Töne, bei denen Klappen unterhalb der undichten Klappe öffnest. Auf Töne oberhalb der undichten Klappe hat das natürlich keine Auswirkung. Wenn Du also eine chromatische Tonleiter in mittlerer Lautstärke im tiefen Register von ganz oben "A" bis unten spielst - einzelne Töne anstoßen - und vom C abwärts die Töne schlecht ansprechen, es darüber aber kein Problem gab, liegt das Problem vermutlich bei der untersten gerade geschlossenen Klappe. Manchmal auch bei der direkt darüber. Und man muss genau hinsehen: Für einige Töne gibt es zwei Klappen - die zweite ist dann eine Hilfs- oder Trillerklappe, die normalerweise geschlossen ist.

Klappe öffnet nicht ausreichend:

Das Problem ist eher seltener, der Effekt ist, dass die Töne oberhalb der Klappe schraddelig klingen. Das liegt daran, dass eine nicht perfekt geöffnete Klappe nicht den vollständigen Austritt der schwingenden Luftsäule ermöglicht - und somit auch die Öffnung darunter noch einen Teil abbekommt. Es entsteht also nicht ein klarer Ton, sondern eine Mischung. Wie oben gesagt kommt das vor, wenn eine Klappe deutlich weniger als ein Drittel des Tonlochdurchmessers nach auf geht.

Nicht selten liegt das daran, dass eine Feder, die die Klappe beim Loslassen des Hebels öffnen sollte, zu schwach geworden ist oder die Achse nicht mehr gut läuft (zum Beispiel nach leichtem Durchbiegen). Dann ist die Klappe zwar normalerweise schon genügend weit offen, aber wenn man spielt, geht sie nur langsam weit genug auf, und in der Sekunde nach dem Loslassen des Hebels ist sie noch halb zu. Das kann man beim oberflächlichen Untersuchen leicht übersehen, deshalb der gründliche Weg mit einem Helfer - genau wie bei der Undichtigkeit.

Nur jetzt geht man natürlich umgekehrt vor: Man spielt die Register von in chromatischen Tonleitern Halbton für Halbton von unten nach oben, und vergisst bitte auch die Hilfsgriffe nicht (Gabelgriffe, Hilfsklappen)

Maßnahmen bei Klappen- und Mechanik

Ist das jetzt auch die verdächtige Klappe? Passt das, was Ihr gehört habt, zu den Problemen mit dem Instrument? Dann lohnt sich die eingehende Untersuchung dieser Klappe.

Wir überprüfen jetzt mögliche Ursachen durch, und zwar in der Reihenfolge der Schwere / dem Risiko der zur Lösung nötigen Eingriffe, danach werden die einzelnen Eingriffe beschrieben:

  1. Kommst Du beim Greifen versehentlich gegen einen Heber oder die Klappe selbst, so dass sie unabsichtlich leicht geöffnet wird (ist gar nicht so selten)?
  2. Sind Ober- und Unterstück so gerade zusammengesetzt, dass Klappenmechanik, die zwischen beiden Instrumenten verbunden ist, exakt funktioniert? (das gibt es nicht bei allen Instrumententypen)
  3. Sind vielleicht Schrauben locker, die die Achse einer Klappe (und eventuell auch ihre Nachbarklappen) halten - oder drehen sich die Achsen von Drehklappen nicht leicht genug (zurück)?
  4. Ist die Federkraft von Klappenfedern ausreichend, um Klappen ausreichend zu schließen oder zu öffnen?
  5. Ist ein Klappenpolster spröde und damit nicht mehr dicht oder ist es vielleicht lose?
  6. Sind die kleinen Regulierungspolster an der Mechanik durch langen Benutzung abgeflacht oder lose?
  7. Ist eine Klappe oder das dazugehörige Gestänge verbogen? Wie man das auch im Zehntel-Millimeter-Bereich herausfindet, sehen wir unten.

zu 1. und 2.: Greiffehler, Zusammenbaufehler

Die Lösungen müssen nicht weiter beschrieben werden, auch wenn für Greiffehler manchmal zu kleine Hände verantwortlich sind (man kommt nicht ganz um die Klarinette herum) - dann muss man möglicherweise Klappen anpassen (lassen).

zu 3.: Lose Schrauben fixieren, Achsen leichtgängig machen

Es gibt eine ganze Menge kleiner und auch langer Schrauben an Deinem Instrument, zum Teil sind sie irgendwo verdeckt. Wenn eine Schraube lose ist, wird die Mechanik nicht mehr richtig gehalten, hat zu viel Spiel (wackelt) und kann nicht mehr perfekt arbeiten. Wenn eine Achse etwas verbiegt, dreht sich die Mechanik nicht mehr leicht, und Klappen gehen vielleicht nicht mehr vollständig von selbst zu; manchmal auch nur nicht ausreichend schnell, aber auch das kann Probleme verursachen - schnelle Tonwechsel gehen dann einfach nicht mehr.

Die meisten Schrauben und Gewinde sind speziell durch den Instrumentenbauer angefertigt (mit Gewindeschneider). So etwas gibt es dann nicht im Baumarkt, sondern wirklich nur beim Instrumentenbauer bzw. im Versand. Man kann unterscheiden zwischen Schrauben, die ins Holz gehen und Schrauben, die in einem Metallgewinde sitzen.

Dann gibt es noch Schraubgewinde an Achsen der Klappen. Die Schrauben selbst sind meistens aus Stahl und hart. Die Gewinde aber, vor allem die im Holz und den Klappen aus Neusilber, sind weniger hart, oft sogar recht weich. Deshalb darf man die Schrauben nie mit Gewalt anziehen, die Gewinde würden sonst zerstört oder zumindest schnell beschädigt.

Alle paar Wochen (oder wenn zum Beispiel der Dirigent mal wieder endlos eine Streicherpassage erklärt) sollte man mal nachsehen, dass sie alle fest sitzen - dazu sollte man keinen Schraubendreher nehmen, da reicht ein Finger. Nur wenn die Schrauben lose sind, muss man natürlich mit einem unbedingt genau passenden Schraubendreher 'ran - zu kleine Klingen sind Gift für den Schlitz in der Schraube! Einfaches Festziehen sollte reichen - auf keinen Fall übertrieben Kraft anwenden. Hier gilt leider der alte Technikerspruch: Nach "fest" kommt "ab" - beziehungsweise mit jeder übertriebenen Aktion wird das Gewinde beansprucht.

Besser wäre hier ein Tropfen Locktite (ein Schraubenkleber - gibt es in der Drogerie zum Beispiel für Brillenschräubchen oder im besser sortierten Baumarkt). Das hält dann fast ewig. Wenn der Kleber in ein paar Sekunden gehärtet ist, ist er spröde, und splittert mit wenig Kraft wieder ab (anders als echter Sekundenkleber, von dem man hier die Finger lassen sollte!). Locktite hinterlässt fast keine Reste.

Mit der Zeit aber fressen alle Schrauben an den Gewinden, und irgendwann muss eine etwas dickere Schraube verwendet werden, bzw. der Instrumentenmacher ein neues Gewinde schneiden. Das sollte man wirklich dem Instrumentenbauer überlassen.

Wenn eine Schraube verloren gegangen ist, kann man sich beim Instrumentenbauer neue besorgen. Vorübergehend hilft zur Not (!) auch ein Stück abgebrochenes Streichholz. Vorsichtige Typen haben immer eine Anzahl der üblichen Schräubchen in einer kleinen Dose im Erste-Hilfe-Koffer und den immer dabei..

Hilfswerkzeug - Schraube drücken

Lange Achs-Schrauben - zum Beispiel in einer Dreh-Klappe - lassen sich nicht einfach aus den Sockeln und Röhrchen ziehen, in denen sie stecken. Trotzdem entfernt man sie niemals mit einer Zange! Zum einen gefährdet man damit das Holz, falls man doch abrutscht, und zum anderen dreht sich die Achse nachher nicht so gut, weil man unweigerlich Kratzer in die Achse macht, und sie im schlimmsten Fall sogar verbiegt. Man schiebt die Achse mit einem kleinen Hilfswerkzeug heraus, das man aus einem kleinen Feilengriff (gibt es im Werkzeughandel und im besseren Baumarkt) und einen Stück steifen Draht leicht selbst bauen kann.

zu 4.: Federkraft erhöhen oder ersetzen

Manchmal ist die Ursache für eine nicht ausreichend schließende oder öffnende Klappe, dass die Stahlfeder der Klappe an Kraft verloren hat. Bei solchen Klappen ist die Feder meistens eine Nadelfeder wie im Bild unten (Feder ist rot).

Drehklappe mit Nadelfeder

Bei Klappen, die von Federn geschlossen werden und durch den Spieler geöffnet werden, muss der Federdruck stark genug sein, dass die Klappe vom Luftdruck in der Bohrung beim Spielen nicht - wie ein Überdruckventil an einem Kessel - angehoben wird. Passiert das, sollte die Federspannung erhöht werden.

Das kommt aber nicht oft vor, daher immer erst prüfen, ob es nicht an einer verbogenen, verkratzten, verrosteten oder sonst wie beeinträchtigten Achse liegt, oder die Klappe irgendwo schleift! Das Erhöhen der Federkraft ist dann nicht die ideale Lösung, geht aber am schnellsten (kurz vor dem Konzert!). Man erhöht die Federkraft, indem man die Feder, meist eine Flachstahlfeder oder eine Nadelfeder, entgegen ihrer "Drückrichtung" biegt - stärker, als sie ursprünglich gebogen war. Hier ist vorsichtig vorzugehen, gerade alte Blattfedern sind empfindlich und die kleinen Schrauben, mit denen sie befestigt sind, halten solche Aktionen auch nicht ewig aus - Zurückbiegen geht nur begrenzt oft. Natürlich kann man eine Feder später auch durch den Instrumentenmacher gegen eine stärkere ersetzen lassen.

Und Vorsicht: Nadelfedern werden aus Nähnadeln hergestellt, sie sind daher spitz und meist alles andere als steril!

zu 5.: Polster exakt ausrichten oder ersetzen

Damit eine Klappe exakt arbeitet, muss ihr Polster im geschlossenen Zustand das Tonloch völlig dicht abschließen und im offenen Zustand muss sie sich ausreichend weit öffnen - ausreichend heißt, die Klappe geht mindestens um ein Drittel des Bohrungsdurchmessers nach oben. Beides müssen wir für die verdächtige Klappe prüfen. Die meisten Klappen haben einen Heber, mit dem man sie bedient, aber es gibt auch Klappen, die mit einer komplizierten Mechanik bedient werden, sie reagieren also auch auf die Bewegung anderer Klappen. Schraubt man an einer solchen Mechanik herum, kann das schwer absehbare Auswirkungen auf mehrere Klappen haben. Bevor man den Schraubendreher ansetzt oder gar Klappen biegt, sollte man die Mechanik des Instrumentes verstehen und sicher sein, dass man genau weiß, was man hier tut. Zurückbiegen einer Klappe sollte immer die allerletzte Möglichkeit sein, denn das ist riskant, oft verschlimmert man das Problem, im schlimmsten Fall bricht die Klappe. In der Regel geht es auch anders.

Aus der Klappe zischt leise Luft heraus - aber auf welcher Seite genau?

Das ist nur mit dem Ohr meistens nicht festzustellen. Arbeitet man zu zweit, kann der Helfer im Uhrzeigersinn auf den Rand der Klappe drücken, und wenn sich die Klappe dabei eher schließt, ist sie vermutlich auf der Seite etwas abgebogen, hier kann man zurückbiegen. Das Verfahren ist unzuverlässig und riskant.

Viele besser ist die Methode mit der Zigarettenpackungs-Folie: Mit einem etwa 4 cm langen, 2-3 mm breiten Streifen dünner Folie (wie die, in die Zigaretten-Packungen eingeschweißt sind) kann man die offene Seite der Klappe feststellen. Man arbeitet im Uhrzeigersind um die Klappe herum, immer etwa 1/12 Schritt. Man legt den Folienstreifen unter die Klappe, so dass der Streifen unter der Mitte der Klappe endet, schließt die Klappe und zieht leicht die Folie heraus. Wo die Klappe gut geschlossen ist, spürt man den Widerstand.

Jetzt weißt Du, wo die Klappe nicht schließt, aber das löst das Problem nicht, denn Du musst den Fehler jetzt beseitigen oder ausgleichen.

Hat die Klappe ein Lederpolster, geht das Problem mit einem nicht exakt ausgerichteten Polster oft auch beim Spielen etwas zurück, weil sich beim Spielen Feuchtigkeit im Instrument sammelt, die Polster aufweichen und dann kleinere Undichtigkeiten an den Klappen sich durch Druck auf die Klappen und Polster von selbst lösen: der scharfkantige Lochrand ("Zwirl") drückt sich in die Polster ein. Man kann den Effekt im Notfall mit warmem Wasser oder Spucke beschleunigen - reichlich Anfeuchten, etwas warten bis das Leder durchgeweicht ist und dann mit mäßiger Kraft die Klappe auf das Tonloch drücken. Dabei drückt man direkt auf den Klappenlöffel mit dem Polster und nicht über eventuell vorhanden Hebermechanik. Dabei kann problematisch werden, dass jetzt der Klappenweg verändert wurde, normalerweise fällt das aber nicht ins Gewicht.

Wenn man aber Kunststoffpolster (zum Beispiel Silikon) hat, passt sich das Polster nicht an. Auch bei erhebliche Verbiegung muss man das Polster neu ausrichten, das geht durch neu Polstern oder Biegen der Klappe. Dabei kann beim Biegen mit viel Pech die Klappe brechen, deshalb ist das neu Polstern vorzuziehen - nur wenn es wirklich schnell gehen muss (zum Beispiel direkt vorm Konzert), bleibt nichts übrig, als die Klappe zu biegen - aber auch dann VORSICHTIG und in kleinsten Schritten.

Das Polstern beziehungsweise das Nachstellen der Polster ist zeitaufwändig und erfordert etwas Geschick, aber es lässt sich lernen und mit etwas Erfahrung und Überlegung ist es gut hinzubekommen. Vor allem ist es viel weniger riskant als das Biegen von Klappen, man kann es immer noch einmal probieren. Ein Problem ist, dass die Versilberung auf den Klappen dabei schaden nehmen kann. Polster in allen Größen sind selbst im mäßig gut sortierten Handel (natürlich auch im Versand) zu bekommen.

Meist ist das Polster mit Hilfe von weißem Siegellack oder Heißkleber in einer löffelartigen, großzügig passenden Vertiefung der Klappe eingeklebt (siehe Foto). Siegellack wird bei Hitze (z.B. über einer Kerzenflamme) flüssig, Heißkleber in der Pistole (aber man kann ihn auch mit einer Flamme wieder flüssig bekommen, wenn man im Notfall keine Heißklebepistole dabei hat).

Du brauchst folgende Hilfsmittel:

Man geht wie folgt vor:

  1. Die betroffene Klappe genau ansehen und Befestigung einprägen, insbesondere auf die ungefähre Lage und Stellung des Polsters im Klappenlöffel achten: Liegt es mittig und plan zur Klappenoberfläche oder anders? Wenn Du das das erste Mal machst, können ein paar detaillierte Fotos der Klarinette beim späteren Zusammensetzen extrem hilfreich sein - heute gibt es Handies, ein Video beim Auseinandernehmen zu haben ist später beim Zusammensetzen eine super Hilfe - nur auf ausreichend Beleuchtung achten!
  2. Klappe losschrauben - eventuell vorher andere, behindernde Klappen entfernen
  3. Bild: Polster mit Siegellack befestigen
  4. Den Kleber oder Siegellack langsam "auf kleiner Flamme" anschmelzen - er wird erst zähflüssig, dann flüssig, und dann fängt er an zu kochen (Blasen); wenn man mit einer Kerzenflamme arbeitet, kocht er schnell unten, während er oben noch hart ist! Ausserdem kann eine volle Flamme an der Klappe das Silber buchstäblich verbrennen!
  5. Wenn wir gleich das Polster ersetzen wollen, entfernen wir es jetzt. Vorsicht, die Klappe ist heiß! Weil immer ein bisschen Kleber am Polster bleibt, setzen wir jetzt mit ein bisschen Kleber ein neues Polster ein. Wenn das neue Polster flacher als das alte ist, benötigen wir noch einen zusätzlichen Schuss Kleber.
  6. Das Polster wird in der Lage ausgerichtet, das sollte man in kleinen Schritten tun - dabei darauf achten, dass man das Polster nicht zu sehr in die Klappe hineindrückt
  7. Solange der Kleber weich ist, kann man die Klappe schnell einsetzen und die Lage des Polsters überprüfen, kleinere Veränderungen sind noch bis eine knappe Minute möglich und werden dann durch den abkühlenden Kleber schnell schwerer
  8. Wenn das Polster perfekt sitzt, alle Klappen in umgekehrter Reihenfolge wieder einsetzen. Bei der Gelegenheit eventuell gleich Schrauben und Achsen (mit nicht verharzendem Öl, z.B. Nähmaschinenöl) ölen.
  9. Prüfen, testen, spielen

WARNUNG: Nie die Klappe im montierten Zustand an der Klarinette selbst erhitzen! Manche Profis machen das zwar, weil es natürlich schnell geht und das Ausrichten des Polsters dann ganz einfach ist, nur die haben ein geregeltes Warmluftgebläse und mehr Erfahrung, wie man die Hitze am besten vom Holz weghält. Es besteht die Gefahr, dass das Holz durch die lokale Erhitzung reißen könnte oder anders Schaden nimmt.

Polster aus reinem Silikon, die für ganz feuchte Stellen (oberste Klappen) praktisch sind und sich nie verändern, kann man so allerdings nicht versetzen, denn an Silikon haftet nichts (außer speziellem Silikon). Bessere Silikonpolster haben deshalb auf der Rückseite auch ein klebbares Material, so dass sie sich dann klassisch mit Siegellack oder Heißkleber einsetzen und versetzen lassen.

Zu 6.: Korken an Klappen ersetzen bzw. nachstellen

An den Klappen sind zum abpolstern - wo Metall auf Holz trifft - und zum Teil auch zur Feinregulierung - Korkstücke gesetzt, bei neueren Instrumenten auch Gummiklötzchen oder Silikonschläuche über das Metall der Hebel. Die Bedeutung dieser Polster bezüglich der Stimmung des Instruments sollte man nicht unterschätzen. Kork ist zwar elastisch, aber mit der Zeit wird er immer flacher, und die Elastizität nimmt ab. Irgendwann klappern die Klappen und schließen die Polster nicht mehr. dann wird es Zeit, sie zu ersetzen. Handwerklich ist das keine grosse Herausforderung - es ist Fummelarbeit, weil die Polster so klein sind. Das eigentliche Problem liegt in der Hebelwirkung bei einigen Klappen: kleinste Veränderungen können grosse Effekte haben; durch die Mechanik kann ein Korkpolster auch auf mehrere Tonlöcher wirken - also erst mal ansehen, was man vorhat, damit man genau versteht, wie sich was auswirkt!

Man kann Korken gut schneiden (am besten mit einem Skalpell - aus der Apotheke oder dem Künstlerbedarf), schleifen (z.B. mit einer einseitig beschichteten Fingernagelfeile) und Kleben (zum Beispiel mit Kontaktkleber wie Pattex).

Man erhält den Korken in kleinen Platten beim Instrumentenhandel oder beim Künstlerbedarf in verschiedenen Stärken. Ausreichend ist für uns eine Platte 0,5 mm, eine mit 1 mm und eine mit 2 mm. Alles dickere kann man z.B. aus einem guten(!) Weinkorken schnitzen. Der billige Press-Kork, der heute oft in Weinflaschen verwendet wird, krümelt zu stark und ist nicht ausreichend elastisch. Ausgezeichnet geeignet ist der untere Teil der pilzförmigen Sekt- und Champagnerkorken. Um ein paar zu bekommen, muss man nicht unbedingt eine teure Champagnerparty machen, man darf für eine kleine Spende bestimmt auch die Korkensammlung im dritte-Weltladen um die Ecke plündern :-), dort wird Kork als wertvoller Rohstoff zum Recycling gesammelt.

Man schneidet den Korken im benötigten Maß zu, lässt ihn aber etwas dicker und klebt ihn an die Klappe - dabei die Kontaktkleber-Anleitung beachten (wenn da steht: eine Viertelstunden trocknen lassen, dann sollte man das berücksichtigen). Dann schleift man vorsichtig auf die korrekte Stärke ab, möglichst ohne am versilberten Metall mit herumzuschleifen. Das geht zum Beispiel gut mit feinen Nagelfeilen (aus der Kosmetikabteilung der Drogerie), praktisch ist auch ein Arzt-Spatel (aus der Apotheke), auf den man feines Schmirgelpapier klebt.

Zu 7.: Verbogene Klappen geradebiegen

Wie oben gesagt: Biegen ist das letzte, was man tun sollte, Polster versetzen ist besser! Meist verbiegen Klappen, durch zu festes Zupacken bei Zusammenstecken (hätte man die Zapfen vielleicht doch mal wieder mit etwas Korkfett leichtgängiger machen sollen?). Auf jeden Fall: Die Klappe ist schief. Grundsätzlich ist das Biegen auch möglich, und bei geringen Verbiegungen passiert auch nichts schlimmes. Natürlich braucht man Kraft, aber das Neusilber hält es aus. Auch an der Versilberung passiert dabei in der Regel nichts.

Um festzustellen, ob eine Klappe mit ihrem Polster exakt ausgerichtet ist, muss man noch folgendes berücksichtigen: Wenn das Polster im geschlossenen Zustand der Klappe genau plan auf der Bohrung aufliegt, "schwebt" es im offenen Zustand nicht mehr planparallel über der Bohrung, sondern schräg: Die Klappe, auf der das Polster aufgeklebt ist, öffnet sich ja in einer Kippbewegung. Nur routinierte Instrumentenbauer können einer offenen Klappe ansehen, ob sie exakt ausgerichtet ist.

Vorher muss man natürlich das Teil genauestens auf Anzeichen feiner Haarrisse untersuchen. Insbesondere an Stellen, an denen Teile zusammengelötet sind (zum Beispiel der lange Klappenarm und der Löffel, also das Teil, in dem das Polster liegt) ist eine Klappe empfindlich. Auch die Lager, in denen die Klappen befestigt sind, insbesondere deren Verbindung mit dem Holz, muss geschont werden. Man denke also noch einmal kurz nach, bevor man Gewalt anwendet. Und es gilt: lieber mehrmals ein bisschen biegen als einmal hin- und einmal zurück.

Darüber hinaus muss man die Klappen, an denen man biegt, darauf überprüfen, ob sie außer dem Polster, um das es geht, nicht noch andere Klappen ansteuern, und den Effekt hierauf berücksichtigen. Korken, die Klappen stoppen oder abpolstern, lassen sich, wenn genug Zeit ist, so oft erneuern wie man will. Im Gegensatz dazu lassen sich Klappen nicht endlos oft hin- und herbiegen - irgendwann brechen sie.

Zapfen kurzfristig dicht bekommen

Wenn ein Zapfen nicht mehr dicht ist (was sehr selten vorkommt und sich in der Regel lange vorher ankündigt), oder zum Beispiel ein Mundstück einfach nicht passt und "schlackert", kann man im Notfall Papier um den Zapfen wickeln und es anfeuchten, bis das Teil passt. Man muss hier vorsichtig sein, weil die Sprengkräfte eines zu dicken Zapfens immens sein können (oft hat deshalb der Teil, der den Zapfen aufnimmt, einen soliden Metallring außen).

Die Methode, den Zapfen dicht über eine Flamme zu halten (der Kork dehnt sich dann mal noch ein bisschen aus) ist doch recht riskant - ersetzen muss man den Korken sowieso, und kurz vor dem Konzert reicht die Papiermethode allemal. Nur Stimmen durch Herausziehen geht damit natürlich nicht wirklich.

Korken an Zapfen ersetzen

Das ist schon eine schwierigere Operation und fällt eigentlich nicht mehr unter "einfache erste Hilfe". Man kann das aber gut selbst machen, wenn man entsprechende Kork-Platten, ein Skalpell, Kontaktkleber und ein Blatt feines Schleifpapier hat. Aber Vorsicht: Die Sprengkräfte eines zu dick geratenen Zapfens können immens sein! Am einfachsten ist es noch beim Mundstück.

Zuerst entfernt man den alten Korken komplett aus seinem Lager, indem man ihn mit einem Messer vorsichtig anschneidet und dann mit den Fingernägeln abkratzt. Dann stellt man fest, wie breit und lang das neue Stück sein muss, möglichst exakt. Man schneidet den Korken ein kleines bisschen länger zu (ab geht immer noch), legt ihn in das Bett, und passt ihn falls nötig noch an. Er sollte etwa einen halben mm kürzer als das Bett sein, dann passt er beim Andrücken perfekt, denn er dehnt sich beim Drücken in der Länge. Dann klebt man ihn mit Kontaktkleber wie Pattex ein. Jetzt sollte der Korken noch etwas zu dick sein. Auf keinen Fall mit Gewalt in die Bohrung pressen (um mal zu sehen, wie es passt). Um ihn auf die nötige Stärke zu bringen, schleift man gleichmäßig rundum mit feinem Schleifpapier ab, indem man einen Streifen Schleifpapier abschneidet, lose um den Korken wickelt und dann gleichmässig dreht. Vorsicht, dass man nichts am Holz abschleift! Noch vorsichtiger, wenn es der Korken des Mundstücks ist, dass man die Bahn nicht beschädigt (Blatt aufbinden!!!). Dieses Abschleifen ist natürlich sehr aufwändig, deshalb sollte man schon versuchen, möglichst vorher die richtige Stärke hinzubekommen.

Solange der Korken neu und trocken ist, muss der Zapfen gut (also praktisch perfekt, auf keinen Fall sehr schwer) passen. Er wird sich durch die Feuchtigkeit unter Umständen noch ein wenig ausdehnen. Korken regelmäßig fetten ist Pflicht!

Was hilft bei gebrochenen Klappen?

Eigentlich nur löten. Im Katastrophenfall kurz vor dem Konzert hilft bei einer nur mäßig stark belasteten Klappen manchmal auch Sekundenkleber oder 2-Komponenten-Kleber. Dann wird die Operation beim Instrumentenbauer aber komplizierter, weil der Kleber die Oberflächen bedeckt, an der der Instrumentenbauer löten muss. Brüche kündigen sich normalerweise an, es geht mit einem kleinen Haarriss los, irgendwann reagiert die Klappe "schwammig", und dann ist es Zeit, so schnell wie möglich zum Instrumentenbauer zu gehen.

Was hilft bei Rissen im Holz?

Risse im Holz sind ein ganz schwieriges Thema, das man dem Instrumentenbauer überlassen sollte. Kritisch ist vor allem, wenn eine Seite des Risses auf ein Tonloch zuläuft oder in die Bohrung, noch schlimmer, auf einen Zapfen zu. Wenn man da was falsch macht, kann sich der Klang verschlechtern bis hin zur Unbrauchbarkeit dieses Teils des Instruments.

Der Instrumentenbauer benutzt Spezialkleber, die tief in Risse eindringen, sie verkleben und dabei auch die Spalten schließen. Natürlich kann man auch selbst einen dünnflüssigen Sekundenkleber (Cyanacrylat) hineintropfen. Man nimmt einen, der nicht ganz so schnell trocknet, und möglichst den Spalt auch noch verschließt. Ist der Klebstoff in den Riss eingesickert, drückt man den Riss möglichst vollständig zusammen und hält das so, bis der Kleber völlig getrocknet ist (vorher experimentieren!). Im Zweifel drückt man auf der kritischen Seite des Risses (beim Tonloch oder der Bohrung). Zu zweit geht das natürlich einfacher.

Der Instrumentenbauer schabt dann (vorsichtig!) mit einer senkrecht gehaltenen Rasierklinge über den geklebten Riss, so dass eventuell überstehender Kleber abgeht. Mit Glück sieht man dann fast nichts mehr. Noch etwas liegen lassen, weil der Kleber tief innen im Riss und in den Poren eventuell noch nicht komplett ausgehärtet ist.

Man hat beim selbst Kleben aber immer die Gefahr, dass - wenn es nicht gut klappt - die Poren des Holzes verschlossen werden. Wenn man dann später doch zum Instrumentenbauer gehen muss, wird dessen Klebstoff nicht mehr so gut haften.

Nicht geeignet sind Kleber, die sich beim Aushärten zusammenziehen (wenn z.B. ein Lösungsmittel verdampft), weil der Riss dann eventuell wieder aufreißt. Das Holz von Klarinetten - meist Grenadill - ist hart und meist geölt (da halten die meisten Kleber ohnehin nicht). Und wenn erst einmal Öl in den Riss eindringt, kann man nicht mehr viel tun.

Ein Instrumentenbauer kann Risse auch klammern oder das Holz durch Metallringe stabilisieren. Das sieht man manchmal bei alten Instrumenten. Es muss den Klang nicht unbedingt verschlechtern, vor allem, wenn diese Maßnahmen nicht die Bohrung selbst berühren. Aber es gibt keine Garantien, dass es klappt. Manchmal hilft nichts und man braucht ein komplett neues Ober- oder Unterstück.

Schäden am Mundstück erkennen

Wenn auf der Bahn, also dem Bereich, wo das Blatt aufliegt und schwingt, auch nur leichte Kratzer sind oder innen im Mundstück Kratzer, dann kann das gravierende Folgen für den Klang haben (ständiges Quietschen, Probleme beim Ton etc.). Wie man das erkennt, ist beim Mundstück erklärt.

Im Mundstückbereich geht es um hundertstel Millimeter, hier kann man ohne erhebliche Erfahrung und Ausbildung nichts ausrichten. Ein Mundstück mit Kratzer kann man neu vom Spezialisten abziehen lassen - dann ist es aber völlig verändert, und das ist auch teuer. Meist ist es günstiger, sich ein neues zu kaufen - es ist das am leichtesten neu zu bekommende Teil und auch am preiswertesten. Da man ohnehin ab und zu auf verschiedenen Bahnen spielen sollte, sollte man eigentlich immer ein Ersatzmundstück im Koffer dabei haben. Das sollte man mit einem aufgebundenen Blatt transportieren, so ist es am besten geschützt. Außerdem wickelt man das Mundstück noch in ein Tuch - etwas kleiner als ein Taschentuch.

Ölen - wie und wie oft?

Der Artikel von Martin Schöttle "Ertrunken im Öl" erläutert diese Fragen im Detail.

Wischer im Instrument steckengeblieben?

NIE mit harten, schon gar nicht mit spitzen Gegenständen im Instrument herumfuhrwerken! Scheren, Metallrohre und ähnliches sind die natürlichen Feinde der Bohrung! Jeder Kratzer im Instrument kann eine Katastrophe werden, denn am Kratzer sammeln sich Kondenswassertropfen und bilden sich Strömungswirbel - und das zerstört die Akustik.

Herausziehen ist besser als herausschieben, aber wenn es nicht anders geht, eine Stange aus weichem Holz nehmen. Die findet sich zum Beispiel im Baumarkt unter Bastelzubehör (Kiefer ist weicher als Buche und billiger).

Achtung: im Oberstück (hinter der B / bzw. der Überblasklappe) befindet sich oft ein kleines, in die Bohrung hineinreichendes Röhrchen. Das ist meist der Grund, warum der Wischer steckenbleibt. Hat er sich daran verklemmt, hilft Gewalt in die gleiche Richtung kaum.

Wenn es schnell gehen muss und keine andere Möglichkeit bleibt: eine Gardinenstange hat die richtige Größe und ist oft in Einspielräumen von Konzertsälen zu finden. Von einem Lederwischer ein Stück abschneiden, oben über die Gardinenstange legen (vermeidet die übelsten Kratzer), Gummiband drum herummachen um das Leder zu fixieren, vorsichtig schieben und beten, dass nichts schiefgeht.

Inhalt eines Erste-Hilfe-Koffers

Wenn es schnell gehen muss, braucht man natürlich auch das nötige Werkzeug und Material, und welcher Laden befindet sich neben dem Konzertsaal und noch um 19:30 während der Generalprobe am Samstagabend geöffnet? Man sollte also besser vorbereitet sein: